Flugverspätung

Aus PASSAGIERRECHTE
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Als verspätet gilt jeder Flug, der nicht zur geplanten Uhrzeit, sondern stattdessen aus unterschiedlichsten Gründen zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden muss. Nicht in jedem Fall stehen dem Passagier Schadensleistungen zu. Dies tritt nur dann ein, wenn es sich um eine große Verspätung handelt, die die Reisepläne des Passagiers potentiell beeinflussen kann. Die Definition einer großen Verspätung ist dabei streckenabhängig (s. u.).

Umfang der Ansprüche

Kann ein Passagier aufgrund einer Flugverspätung nicht umgehend befördert werden, stehen ihm Ausgleichsleistungen zu. Diese können aus einer zumutbaren anderweitigen Beförderung bestehen sowie aus Ausgleichszahlungen und der Stornierung des Fluges inklusive einer Rückerstattung der Kosten. Der Passagier kann hierbei allein entscheiden, für welche der Unterstützungs- und Ausgleichsleistungen er sich entscheidet. Die Höhe der Ausgleichszahlungen ist streckenabhängig. Bis zu einer anderen oder späteren Beförderungsart hat das Unternehmen für eine angemessene Versorgung der Passagiere zu sorgen. Entspricht die alternative Beförderungsklasse nicht der ursprünglichen, sondern handelt es sich um eine niedrigere, kann der Passagier Minderungsansprüche von 30 bis 75% geltend machen. Erfolgt eine Erhöhung der Klasse, dürfen seitens des Unternehmens allerdings keine zusätzlichen Kosten erhoben werden. Bestimmte Gruppen haben laut FluggastrechteVO Vorrang: Dazu gehören Menschen mit eingeschränkter Mobilität und deren Begleitpersonen oder -hunden und Kinder ohne Begleitung. Im Falle einer Verspätung beliebiger Dauer stehen ihnen schnellstmöglich Betreuungsleistungen zu. Die Definition eines „Kindes“ wird in der EU hierbei unterschiedlich ausgelegt, mitunter gilt hier erst die Altersgrenze der Volljährigkeit.

Ansprüche bei großer Verspätung des Flugs

  • Unterstützungs- und Ausgleichsleistungen:
    • Stornierung des Tickets und entsprechende Kostenrückerstattung bei einer Verspätung von über 5 Stunden
    • frühestmöglicher Flug zum Abflugort oder
    • frühestmöglicher Flug zum Reiseziel
    • Beförderung zum Zielort zu einem neu vereinbarten Termin, sofern freie Kontingente der Fluggesellschaft verfügbar sind
    • anderweitige Beförderung zum Zielort
  • Betreuungsleistungen:
    • Verpflegung und Unterkunft sowie Transfer zu selbiger und zur nächsten Beförderungsmöglichkeit

Große Verspätung

Die Definition der großen Verspätung ist streckenabhängig:

  • Flugstrecke bis einschließlich 1.500 km: Verspätung über 2 Stunden
  • Flugstrecke zwischen 1.500 und 3.500 km: Verspätung über 3 Stunden
  • Flugstrecke zwischen 1.500 und 3.500 km: Verspätung über 4 Stunden

Pauschalhöhe der Ausgleichszahlungen

Darüber hinaus hat die Fluggesellschaft eine pauschale Entschädigung als Ausgleichsleistung (Art. 7 VO (EG) Nr. 261/2004) zu zahlen:

  • 250 € für eine Flugstrecke bis zu 1.500 km
  • 400 € für eine Flugstrecke zwischen 1.500 und 3.500 km
  • 600 € bei Flugstrecken über als 3.500 km

Bietet die Luftfahrtgesellschaft jedoch einen Flug an, der nicht später als 2, 3 oder 4 Stunden (abhängig von der genannten Entfernung) gegenüber dem ursprünglich geplanten Flug am Zielort ankommt, stehen dem Passagier nur 50% der genannten Ausgleichszahlungen zu. Für Annullierungen und Verspätungen stehen dem Reisenden keine Ausgleichszahlungen zu, wenn die Luftfahrtgesellschaft außergewöhnliche und unvermeidbare Umstände nachweisen kann (Wetter, Sicherheit, Streik). Die Ausgleichszahlungen gelten nach deutschem Recht nicht als Schadensersatzleistungen. Weigert sich ein Luftfahrtunternehmen jedoch beispielsweise, angemessene Betreuungsleistungen zu erbringen, hat der Fluggast die Möglichkeit, Schadensersatz für ein angemessenes Hotel einzufordern. Ein solcher Schadensersatzanspruch ist nicht auf die Ausgleichszahlungen anzurechnen, sondern muss gegebenenfalls zusätzlich gezahlt werden.