Europäische Zivilluftfahrtkonferenz
Die Europäische Zivilluftfahrtkonferenz (European Civil Aviation Conference, ECAC) ist eine internationale Staatenorganisation, welche mit der Unterstützung und Beteiligung der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation 1955 gegründet wurde. Zu Beginn gab es 18 Gründungsmitglieder, inzwischen gehören 44 Staaten zu der Organisation. Die Konferenz unterhält Arbeitsbeziehungen zu anderen wichtigen europäischen Organisationen, die Interessen und Verantwortlichkeiten der Luftfahrtbranche vertreten, darunter Europäische Agentur für Flugsicherheit und Europäische Agentur zur Sicherung der Luftfahrt EUROCONTROL.
ECAC wurde gegründet, um die weitere Entwicklung eines sicheren, effizienten und nachhaltigen europäischen Luftverkehrssystems zu fördern, indem Grundsätze und Praktiken in der Zivilluftfahrt unter ihren Mitgliedstaaten harmonisiert werden und das Verständnis über politische Fragen zwischen ihren Mitgliedstaaten und in anderen Teilen der Welt unterstützt wird.
ECAC vereinbart und erteilt Beschlüsse, Empfehlungen und Grundsatzerklärungen, die in ihren Mitgliedstaaten in Kraft treten. Internationale Vereinbarungen wurden unter ihrem Dach abgeschlossen.
ECAC trifft sich im Plenum alle drei Jahre oder häufiger, wenn erforderlich. Generaldirektoren für Zivilluftfahrt treffen sich in regelmäßigen Abständen, um politische Probleme zu diskutieren und zu lösen. Treffen auf Ministerebene können abgehalten werden, wenn ein Thema eine europaweite Bedeutung hat und eine Entscheidung auf dieser politischen Ebene notwendig ist.
Tägliche Arbeit wird von einem Koordinierungsausschuss verwaltet, welcher aus dem Präsidenten der ECAC, drei Vize-Präsidenten und Vertretern der Themenschwerpunkte (Focal Points) besteht. Der Präsident der ECAC wird für eine dreijährige Amtszeit gewählt. Die Vertreter der Themenschwerpunkte sind Generaldirektoren der Zivilluftfahrt, die für bestimmte Felder der ECAC-Tätigkeit verantwortlich sind.
Das Sekretariat der ECAC wird von einem Geschäftssekretär geleitet und besteht aus einem multinationalen Team aus Experten mit langjähriger Erfahrung in allen Bereichen der Luftfahrt.
ECAC hat ihren Sitz in Paris und verwendet Englisch und Französisch als Arbeitssprachen.
ECAC ist die größte und älteste Zivilluftfahrt-Organisation in Europa.
Geschichte
Entstehung
Die Eröffnungssitzung der ECAC fand Ende 1955 in Straßburg statt. In der Sitzung wurde eine Verfassungskommission bestimmt, deren Aufgaben waren: die formale Gründung, die Geschäftsordnung und das Verhältnis zu der ICAO sowie zu den europäischen Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen, dessen Aufgabenbereich eng mit der ECAC in Verbindung gebracht werden kann. Der Konferenz lagen drei Möglichkeiten in Bezug auf den Status der zukünftigen Organisation vor:
- Eine komplett unabhängige Agentur
- Eine der ICAO unterlegene und allein bei dieser Organisation integrierte Körperschaft
- Eine Körperschaft mit intermediären Status, welche ihr eigenes Arbeitsprogramm, Sitzungen und Geschäftsordnung haben wird, aber in einer engen Verbindung mit ICAO arbeiten und die Dienste des ICAO-Sekretariats nutzen würde.
Die Konferenz untersuchte die drei Alternativen mit Sorgfalt und kam zu dem Schluss, dass eine Körperschaft mit intermediären Status die größten Vorteile gewährt. Ein Grund für diese Entscheidung war, dass die ECAC ein kompetentes und voll ausgebildetes Sekretariat von Anfang an erhalten würde.
Die Ziele der Konferenz wurden wie folgt festgelegt:
- Die Arbeit der Konferenz aus dem Jahr 1954 und der eigenen ersten Sitzung, wie sie in der Agenda und den Aufzeichnungen des Verfahrens dargelegt wurde, fortzusetzen.
- Im Allgemeinen die Entwicklung des innereuropäischen Luftverkehrs mit dem Ziel zu überprüfen, die Koordination, die bessere Auslastung, und die geordnete Entwicklung zu fördern.
- Jedes besondere Problem prüfen, das in diesem Bereich auftreten kann.
Verbindung zu ICAO
Die Verfassung, die Ziele und die Arbeitsweise der ECAC sind im ICAO-Dokument 7676 dargelegt. ECAC hat eine enge Verbindung zu der ICAO gesucht, um durch die regionale Kooperation bei der Erreichung der Ziele und Vorgaben der ICAO behilflich zu sein.
ECAC übernimmt volle Verantwortung für ihre finanziellen Angelegenheiten. Die Kosten für die Inanspruchnahme der Sekretariatsdienste der ICAO werden von der Konferenz erstattet.
Die Kosten für die Tätigkeit der Organe der ECAC sind die Angelegenheit der Mitgliedstaaten. Die einzelnen Beiträge werden im Verhältnis zu der Anzahl ihrer Beiträge zu der ICAO für das Jahr, in dem Beiträge geleistet werden. Die Beiträge werden im Voraus gezahlt.
Neueste Entwicklungen
Im Jahr 2008 kamen die aktuell letzten Mitglieder der ECAC – San Marino und Montenegro - hinzu.
ECAC verstärkte ihre internationalen Beziehungen zu regionalen Organisationen ausgewählten Einzelstaaten, einschließlich USA und Schwesterorganisationen.
Im Jahr 2006 unterzeichnete ECAC eine Absichtserklärung mit der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) und im Jahr 2007 zwei weitere Absichtserklärungen jeweils mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Singapur.
Die Beziehungen zu der Luftfahrtindustrie wurden auch mit der Unterstützung des Airport Carbon Accreditation Program vom Internationalen Flughafen-Rat (ACI) gestärkt. Darüber hinaus unterzeichnete ECAC eine Absichtserklärung mit der Internationalen Luftverkehrs-Vereinigung in 2012 und in 2014 eine Kooperationserklärung mit CANSO.
In der Luftsicherheit unterstützt die ECAC die Mitgliedstaaten mit technischer Beratung und Expertise. ECAC entwickelte mehrere Ausbildungskurse für nationale Wirtschaftsprüfer. In 2011 veröffentlichte ECAC zum ersten Mal einen Programmkatalog zum Kapazitätsausbau der Luftsicherheit, welches ein einfaches Nachschlagewerk über die Kapazitätsbildungsaktivitäten der ECAC für die Mitgliedstaaten darstellt. Seitdem wird dieser Katalog jedes Jahr aktualisiert, überarbeitet und neu aufgelegt.
Die Arbeit konzentriert sich auch verstärkt auf einen risikobasierten Ansatz an die Sicherheit, wodurch mehr Priorität an die Erstellung von Anleitungen zum Risikomanagement, Cyber-Bedrohungen, Unberechenbarkeit, Verhaltenserkennung und Insider-Bedrohungen gelegt wurde. 2009 wurde im Auftrag der Mitgliedstaaten ein Programm zur Schwachstellenanalyse eingeführt und begann bereits Forschungen in Bereichen landseitige Sicherheit, Insider-Bedrohungen und Cyber-Sicherheit. Diese Aktivitäten ermöglichen es den Mitgliedsstaaten, über die grundlegenden Einhaltungskontrollen hinaus zu suchen und Gefahren erkennen und vermeiden.
Umweltprobleme gewannen in den letzten Jahren in den letzten Jahren unter den Themen der ECAC enorm an Bedeutung. Die Versuche der ICAO, eine gemeinsame globale Position in Bezug auf Maßnahmen zur Bekämpfung des Treibhausgaseffektes zu finden, gingen nur langsam voran.
Mission und Zukunftsstrategie
Die Mission der ECAC ist die Förderung der sicheren, effizienten und nachhaltigen Entwicklung des europäischen Luftverkehrssystems. Dabei versucht sie:
- Die Politik und Praxis in den Mitgliedstaaten zu harmonisieren und
- Die Verständigung über politische Fragen zwischen ihren Mitgliedstaaten und anderen Regionen der Welt zu fördern.
Die ECAC sieht ihre Rolle als:
- Pan-europäische Denkfabrik
- Unterstützer der Mitgliedstaaten bei der Entwicklung von einheitlichen und europaweiten Lösungen
- Kompetenzzentrum für ihre Mitglieder.
Die Prioritäten der Konferenz sind:
- Sicherheit und Flugnavigation
- Die Europäische Agentur für Flugsicherheit kümmert sich um Sicherheitsaktivitäten nicht nur in den EU-Staaten, sondern auch in anderen ECAC-Mitgliedstaaten, die von dem Regulierungsrahmen der EASA gedeckt werden. Im Bereich der Sicherheit fokussiert sich die ECAC nur auf Bereiche, die sich nicht mit der Tätigkeit der EASA überschneiden, insbesondere im Erfahrungsaustausch innerhalb der Sachverständigengruppe für Unfalluntersuchung.
- Umwelt
- Die Umweltauswirkungen der Luftfahrt sind und bleiben ein primär wichtiges Thema für die Luftfahrt-Gemeinschaft. Zusammen mit der Europäischen Kommission will ECAC weiterhin an der Implementierung globaler Maßnahmen arbeiten. ECAC konzentriert ihre Aktivitäten dort, wo es für ihre Mitgliedstaaten einen Mehrwert hat. Eine effiziente Zusammenarbeit aller europäischen Organisationen ist wichtig, um Überschneidungen und Wiederholungen zu vermeiden.
- Luftfahrt und Wirtschaft
- ECAC positioniert sich als ein pan-europäisches Plattform für Diskussion wirtschaftlicher Probleme einschließlich zukünftiger Trends und Probleme.
- Ausbildung
- Ausbildung in den Schwerpunkten wie Schutz und Sicherheit ist wichtig, um eine entsprechende Kultur in der Luftfahrt zu etablieren. ECAC leistet ihren Beitrag zur Förderung der Ausbildung, indem sie ein Netzwerk aus Bildungsorganisationen verwaltet.
- Externe Beziehungen
- Seit ihrer Gründung 1955 hat ECAC kooperative Beziehungen zu Nicht-Mitgliedstaaten und anderen Organisationen aufgebaut und gepflegt. Diese Beziehungen waren zuerst auf andere europäische Staaten, die später selbst Mitglieder wurden, sowie auf internationale und europäische Organisationen beschränkt. Sie wurden später auf alle Regionen der Welt erweitert. Heute hat die ECAC eine Reihe von formellen Zustimmungen mit internationalen und regionalen Organisationen sowie einzelnen Staaten unterzeichnet. Diese Abkommen fokussieren sich im Allgemeinen auf umfassender Zusammenarbeit. Die Grundlage für diese Zusammenarbeit bietet Informationsaustausch und gemeinsame Teilnahme an Sitzungen und Veranstaltungen.
Mitglieder
Mitglieder bei ECAC, EUROCONTROL und EU:
- Belgien
- Niederlande
- Luxemburg
- Frankreich
- Deutschland
- Vereinigtes Königreich
- Irland
- Portugal
- Griechenland
- Malta
- Zypern
- Ungarn
- Österreich
- Dänemark
- Slowenien
- Schweden
- Tschechische Republik
- Italien
- Slowakei
- Spanien
- Finnland
- Polen
- Bulgarien
- Rumänien
Mitglieder bei ECAC und EUROCONTROL außerhalb der EU:
- Türkei
- Schweiz
- Norwegen
- Kroatien
- Monako
- Mazedonien
- Moldawien
- Albanien
- Bosnien und Herzegowina
- Ukraine
- Serbien
- Armenien
- Montenegro
Weitere Mitglieder:
- Lettland
- Litauen
- Estland
- Island
- Aserbaidschan
- Georgien
- San Marino
Links
Homepage der Europäischen Zivilluftfahrt-KOnferenz