Instrumenten- und Sichtflugregeln

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Bei den Flugregeln unterscheidet man zwischen Instrumenten- und Sichtflügen. Instrumentenflüge werden ausschließlich mit Hilfe von elektronischen Geräten an Bord des Flugzeuges, während bei Sichtflügen Piloten sich auf ihre Sehkraft verlassen.

Instrumentenflüge

Instrumentenflugregeln (IFR) ermöglichen es, ein Luftfahrzeug unter Instrumentenflugwetterbedingungen (Instrumental meteorogical conditions – IMC) zu führen, zum Beispiel bei Nebel oder Wolken. Üblicherweise bedienen sich Piloten in der Ausbildung spezieller Simulationssoftware- und geräte. Da IFR-Flüge in der Regel ohne einen Sichtkontakt zum Boden verlaufen, sind Navigationsmittel an Bord erforderlich.

Staffelung und Freigabe

Staffelung ist der Abstand, den Flugzeuge zueinander, zum Boden und zu sonstigen Hindernissen einhalten müssen, um Kollisionen zu vermeiden. Das wichtigste Konzept der IFR ist es, die Staffelung unabhängig von Wetterkonditionen zu bewahren. Im kontrollierten Luftraum ist es die Aufgabe der Flugverkehrskontrolle, den Abstand zu Hindernissen und anderen Luftfahrzeugen durch Freigabe basierend auf verschiedenen Strecken, Zeiten, Entfernungen, Geschwindigkeiten und Flughöhen zu überwachen. Flugverkehrskontrolle verfolgt die Instrumentenflüge auf einem Radar oder mit Hilfe von Positionsmeldungen in den Gegenden, wo keine Radarabdeckung gegeben ist. Standortmeldungen werden üblicherweise als Sprachnachrichten verschickt.
Im kontrollierten Luftraum benötigen IFR-Flüge die Freigabe der Flugverkehrskontrolle für jeden Flugabschnitt. Eine Freigabe definiert immer die zeitlich begrenzte Dauer, d.h. die Zeit, die ein Luftfahrzeug fliegen kann, ohne erneute Freigabe anzufragen. Zusätzlich beinhaltet die Freigabe auch die zu befolgende Richtung oder Strecke, Flughöhe sowie Kommunikationsparameter wie Frequenzen oder Transpondercodes.
Im unkontrollierten Luftraum ist die Freigabe durch Flugverkehrskontrolle nicht verfügbar. In einigen Staaten wird eine Form der Staffelung zur Verfügung gestellt, sofern möglich, jedoch ist sie weder vorgeschrieben, noch weit verbreitet.
Trotz der Begleitung im kontrollierten Luftraum liegt die oberste Verantwortung für die Sicherheit des Fluges beim Flugzeugkapitän, der die Freigabe auch verweigern kann.

Wetter

Es ist wichtig, zwischen den Flugregelarten (IFR und VFR – visual flight rules) an sich und den dazugehörigen Wetterkonditionsbezeichnungen (IMC und VMC) zu unterscheiden. Während das aktuelle Wetter und die Wettervorhersage einen Einfluss darauf haben, welche Art von Flugplan abgegeben wird, wirken sich Wetterkonditionen nicht mehr auf einen bestätigten Flugplan aus. Zum Beispiel, wenn ein Flug unter Instrumentenflugregeln auf Sichtflugwetterbedingungen auf dem Weg trifft, wird nicht automatisch auf Sichtflugregel übergegangen, sondern der Flug muss vom Start bis zur Landung nach IFR durchgeführt werden. Jederzeit, wenn die Crew auch nach Sicht fliegen kann, ist sie selbst für das Sehen und Vermeiden von Hindernissen verantwortlich, jedoch bietet die Flugverkehrskontrolle weiterhin Staffelungsdienste.
Das wichtigste Ziel der IFR ist der sichere Flug unter Instrumentenflugwetterbedingungen. Diese liegen vor, wenn das Wetter nicht die Mindestanforderungen für Sichtflüge erfüllt.
Obwohl das gefährlich und illegal ist, wird ein Teil der Sichtflüge unter IMC durchgeführt, zum Beispiel wenn das Flugzeug unter Sichtflugbedingungen startet, auf dem Flug jedoch mit Sichtverschlechterung zu kämpfen hat. Fortsetzung eines Sichtfluges unter Instrumentenflugbedingungen kann zur Desorientierung des Piloten führen und ist die Ursache für eine signifikante Anzahl von | Flugunfällen.
Während des Fluges nach IFR gibt es kann Anforderungen an die Sichtweite, das heißt, ein Flug in den Wolken oder anderen Bedingungen, wo eine Nullsicht außerhalb des Flugzeuges gegeben ist, ist immer noch sicher. Jedoch gibt es Mindestanforderungen an das Wetter, die vorhanden sein müssen, damit das Flugzeug starten und landen kann. Diese variieren je nach dem jeweiligen Vorgang, der Art der vorhandenen Flugnavigationshilfen, der Gegend und der Höhe des Geländes, den Hindernissen in der Nähe des Flughafens, der Ausstattung an Bord und der Qualifikation der Crew. Zum Beispiel, der Flughafen Reno-Tahoe im US-Bundesstaat Nevada befindet sich in einer gebirgigen Gegend und hat verschiedene Regelungen für Instrumentenanflüge je nach dem, von welcher Seite der Flughafen angeflogen wird. Flugzeuge, die sich vom Westen dem Flughafen nähern, müssen aufgrund des rasch steigenden Geländes südlich vom Flughafen einen Sichtkontakt mit dem Flughafen auf einer größeren Flughöhe aufstellen, als Flugzeuge aus dem Osten. Die größere Flughöhe ermöglicht es den Piloten, das Hindernis zu passieren, wenn die Landung abgebrochen werden muss. In der Regel werden für jeden Instrumentenanflug bestimmte Wettermindestvoraussetzungen festgelegt, damit ein sicherer Anflug und eine Landung ermöglicht werden können.

Anflug

Es gibt zwei grundsätzliche Arten von Instrumentenanflügen – präzise und nicht-präzise. Präzise Instrumentenanflüge benutzen sowohl seitliche als auch vertikale Informationen. Unpräzise Anflüge benutzen nur Informationen über die seitliche Lage.
Instrumentenanflüge sind grundsätzlich so ausgelegt, dass Piloten beim Flug unter Instrumentenflugbedingungen unter Einsatz von GPS oder ISN-Navigation und ohne Assistenz der Flugverkehrskontrolle das Flugzeug zum Flughafen navigieren, wenn notwendig in der Nähe halten, dann in einer Position fliegen können, von wo aus entweder eine sichere visuelle Referenz zu der Landebahn und eine gefahrenfreie Landung möglich sind, oder einen Fehlanflug durchführen, wenn die Sichtanforderungen für eine sichere Landung nicht ausreichen. Der gesamte Vorgang ist derart definiert, dass Flugzeuge auch dann landen können, wenn sie keine Radioverbindung mehr haben, die Flugverkehrskontrolle kein Radar benutzt oder dieser ist ausgefallen.
Ein Instrumentenanflug kann bis zu vier verschiedene Phasen umfassen, von einem Punkt, wo der Landeanflug beginnt, über einen Punkt, wo der Landeanflug endet und die eigentliche Landung stattfindet bis hin zu Regelungen zu einem Fehlanflug. Wenn das Luftfahrzeug mithilfe eines Radars kontrolliert wird, kann die Flugverkehrskontrolle einige oder alle der Phasen durch Radarvektoren ersetzen, um das Verkehrsaufkommen erhöhen zu können.
Besondere Überlegungen für Flüge unter schlechten Sichtbedingungen beinhalten Regelungen zur verbesserten Beleuchtung des Anflugbereiches, der Start- und Landebahnen und Rollwege und der Stelle, an der die Notfallausrüstung aufbewahrt wird.
Die Flughöhe, bei der der Flugzeugkapitän bzw. der Pilot die Entscheidung über die Landung treffen muss, nennt man decision altitude (Entscheidungshöhe). Wenn das Flugzeug nicht „direkt“ aus dem Landeanflug setzen kann, muss die Flugrichtung geändert werden. Je nach der Kapazität und der Art des Luftraumes existieren angepasste Verfahren. Manche Flughäfen sind mit mehreren Landebahnen ausgestattet, welche parallel zueinander, aber mit einem sehr geringen Abstand gelegen sind, sodass bei gleichzeitiger Nutzung aller Kollisionsgefahr besteht. Landungen mehrerer Luftfahrzeuge parallel können dann mit Hilfe von Instrumentenlandesystemen, zum Beispiel precision landing monitor (PRM) – Präzisionslandemonitor) erfolgen. Die Flugverkehrskontrolle steuert den Prozess, indem sie einer Maschine die Anweisung gibt, die Landung abzubrechen, wenn ein anderes Luftfahrzeug sich bereits der Landebahn nähert.
Wenn Wetterbedingungen es ermöglichen, kann eine visuelle Landung durchgeführt werden, welche nicht offiziell als Nichtpräzisionsanflug gilt. Obwohl es sich nicht um einen Instrumentenanflug streng genommen handelt, werden Freigaben zur visuellen Landung nur an Flüge nach IFR vergeben. Visuelle Landungen sind sinnvoll, wenn der IFR-Verkehr beschleunigt werden soll. Visuelle Anflüge werden sehr häufig an den Flughäfen durchgeführt, wo routinemäßig gute Sicht herrscht. In anderen Gegenden, hingegen, sind visuelle Anflüge aufgrund von umwelt- und lärmschutzrechtlichen Vorgaben verboten.

Sichtflug

Sichtflugregeln (SFR oder VFL für visual flight rules) stellen eine Reihe von Vorschriften dar, nach denen ein Flug unter Wetterbedingungen durchgeführt werden kann, die es erlauben zu sehen, wohin das Flugzeug gesteuert wird. Der Pilot muss in der Lage sein, den Boden und mögliche Hindernisse zu sehen und diesen auszuweichen. In Zweifelsfällen werden IFR den SFR vorgezogen. Im kontrollierten Luftraum kann eine Freigabe durch die Luftverkehrskontrolle erforderlich sein, damit der Pilot zu Sichtflugregeln übergehen bzw. diesen von Anfang an verwenden kann.

Voraussetzungen

Um einen Flug nach den Sichtflugregeln durchführen zu können, muss der Pilot in der Lage sein, den Boden zu sehen. Die Mindestsichtweite, Abstand von den Wolken oder Sichtbarkein in den Wolken können je nach Luftfahrtbehörde oder nach der Klasse des Luftraumes unterschiedlich sein.
Bei einem Sichtflug übernimmt in der Regel der Pilot die Verantwortung dafür, genug Abstand von anderen Luftfahrzeugen und Objekten zu halten. In der Regel werden Strecken oder Flughöhen von der Flugverkehrskontrolle nicht zugewiesen. Im Gegensatz zu Instrumentenflügen, erfordern Sichtflüge weniger Ausbildungsaufwand und elektronischer Geräte an Bord.
In den meisten Ländern der Welt können Piloten spezielle Sichtflugregeln anfordern, wenn die Wetterbedingungen nicht weit unter den minimalen Sichtflugwetterkonditionen liegen. Diese Regeln werden nur angewandt, um sichere Start und Landung durchführen zu können.
Einige Staaten erlauben zwar Sichtflüge, fordern aber die Staffelung und eine minimale Begleitung durch die Flugverkehrskontrolle. In dieser Situation spricht man von kontrollierten Sichtflugregeln.

Siehe auch