Luftfahrtpersonal

Aus PASSAGIERRECHTE
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Zum Luftfahrtpersonal gehören, im engeren Sinne, Personen, die für die Durchführung eines Fluges unmittelbar zuständig sind und an Bord des Flugzeuges während des Fluges arbeiten. Des Weiteren kann man auch Mitarbeiter, die an der Vorbereitung des Fluges und den Abläufen am Flughafen beteiligt sind, ebenfalls zum Luftfahrtpersonal zuordnen. Die Zusammensetzung der Flugbesatzung variiert je nach Dauer und Zweck des Fluges sowie der Luftfahrzeugart.

Das an einem Flug beteiligte Personal einer Fluggesellschaft kann man nach fliegendem Personal (auch Flugbesatzung) und Bodenpersonal unterscheiden.

Flugbesatzung

Flugkapitän

Ein Flugkapitän oder verantwortlicher Luftfahrzeugführer (englisch: pilot in command, PIC) ist die Person an Bord des Flugzeuges, die unmittelbar für die Durchführung und die Sicherheit des Fluges verantwortlich ist. Die Bezeichnungen „Flugkapitän“ und „verantwortlicher Luftfahrzeugführer“ geben Auskunft über den Dienstgrad des Luftfahrtmitarbeiters, die Bezeichnung „Pilot“ ist, dagegen, eine allgemeinere Berufsbezeichnung. Der Flugkapitän muss eine Lizenz haben, oder anderweitig rechtlich autorisiert sein, um einen bestimmten Flug unter bestimmten Flugbedingungen durchführen zu können. Es ist jedoch nicht notwendig, dass der Flugzeugkapitän während des gesamten Fluges die Steuerung des Flugzeuges vornimmt, da, zum einen, auch der Co-Pilot die Führung des Luftfahrzeuges übernehmen kann, zum anderen erlaubt die fortgeschrittene Flugzeugtechnik die direkte Beteiligung des Menschen an der Steuerung des Flugzeuges zu reduzieren. Der Flugkapitän ist rechtlich für das Luftfahrzeug, seine Flugsicherheit und den Betrieb verantwortlich. Die gesetzliche Definition eines verantwortlichen Luftfahrzeugführers kann je nach Staat variieren. Nach den Bestimmungen der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ist es der „für den Betrieb und die Sicherheit des Flugzeuges während des Fluges zuständiger Pilot“.
Der berufliche Weg eines Piloten beginnt mit der Grundausbildung. Es können Lizenzen zum Fliegen verschiedener Luftfahrzeuge, zum Beispiel Hubschrauber, Segelflugzeuge, Motorsegler usw. erworben werden. Die Privatpilotenlizenz in Deutschland berechtigt den Piloten dazu, einmotorige Leichtflugzeuge mit einem Gewicht bis maximal 2.000 kg zu führen. Im weiteren Schritt kann eine Berufspilotenlizenz erworben werden. Damit erhält der Pilot die Berechtigung, kommerziell Flüge durchzuführen. Nach dem Erwerb der Berechtigung, zweimotorige Luftfahrzeuge zu führen, kann der Pilot auch zum verantwortlichen Luftfahrzeugführer ernannt werden, jedoch nur, wenn das jeweilige Flugzeug von nur einem Piloten betrieben werden darf.
Die Verkehrspilotenlizenz ist die höchste Lizenz, die ein Pilot erwerben kann. Die Lizenz berechtigt den Inhaber dazu, ein verantwortlicher Luftfahrzeugführer auf kommerziellen Linienflügen zu sein. Die Ausbildung für die Lizenz beinhaltet nicht mehr die Instrumentenflugberechtigung oder die Berechtigung zum Führen komplexer Verkehrsflugzeuge, weil es vorausgesetzt wird, dass sie diese Berechtigungen bereits haben. Die praktische Ausbildung beinhaltet 1.500 Flugstunden, davon 500 mit Verkehrsflugzeugen. Die Theorieausbildung umfasst folgende Schwerpunkte:

  • Luftrecht
  • Allgemeines Flugzeugwissen, Masse und Schwerpunkt sowie Flugzeugleistung
  • Flugplanung und –überwachung
  • Menschliches Leistungsvermögen
  • Meteorologie
  • Betriebsverfahren
  • Aerodynamik
  • Funkkommunikation (unter Berücksichtigung der Instrumenten- und Sichtflugregeln)
  • Allgemeine und Funknavigation
  • Instrumentierung

Seit 2009 besteht die Möglichkeit, eine Multi-Crew Pilot Licence zu erzielen. Der Unterschied dieser zu der Verkehrspilotenlizenz besteht hauptsächlich darin, dass der praktische Teil der Ausbildung den Schwerpunkt auf die Arbeit in einem 2-mann-Cockpit setzt und den Piloten somit zielgerichtet für den Linienbetrieb einsatzfähig macht. Aus diesem Grund wird der Erwerb von anderen Lizenzen vorher nicht vorausgesetzt. Die Ausbildung beinhaltet alle Phasen, die zum Erwerb einer Verkehrspilotenlizenz absolviert werden müssen. Die Ausbildung wird nur von Fluggesellschaften bzw. den dazugehörigen Flugschulen angeboten, wodurch die zukünftigen Piloten speziell für die Anforderungen des jeweiligen Arbeitgebers ausgebildet werden.

Co-Pilot

In der kommerziellen Luftfahrt ist der Co-Pilot, oder der erste Offizier, der zweite Pilot neben dem verantwortlichen Luftfahrzeugführer, ist diesem direkt unterstellt und übernimmt seine Funktionen in vollem Maße nur dann, wenn der verantwortliche Luftfahrzeugführer nicht mehr in der Lage ist, das Flugzeug zu steuern und den Flug insgesamt durchzuführen.
Die Steuerung des Flugzeuges wird in der Regel in gleichem Maße zwischen dem verantwortlichen Luftfahrzeugführer und dem ersten Offizier geteilt. Eine Person wird dann als „pilot flying“, also der fliegende Pilot, bezeichnet, die andere als „pilot not flying“ – nicht-fliegende Pilot. Dieser übernimmt dann die Überwachung des Fluges. Selbst wenn der erste Offizier der fliegende Pilot ist, bleibt der Flugkapitän für das Flugzeug, die Fluggäste und die Crew verantwortlich. Im alltäglichen Betrieb bleiben die wesentlichen Arbeitsaufgaben ziemlich äquivalent.
Viele Fluggesellschaften befördern nach dem Dienstalter nur innerhalb des eigenen Unternehmens. Als Folge davon kann der erste Offizier älter sein oder mehr Flugerfahrung haben, als der Flugkapitän, durch vorherige Beschäftigung bei anderen Fluggesellschaften oder im Militär.
Auf internationalen Langstreckenflügen wird das Cockpit manchmal auch mit dem zweiten und dem Dritten Offizier besetzt, um der Besatzung eine angemessene Ruhezeit zu ermöglichen. Der zweite Offizier kann unter Umständen die Aufgaben des ersten Offiziers übernehmen, hat jedoch entsprechend der Hierarchie einen kleineren Entscheidungs- und Handlungsspielraum. Die Besetzung mit dem dritten Offizier ist in der Gegenwart weitgehend überflüssig.

Flugingenieur

Ein Flugingenieur war früher für die Überwachung und den Betrieb komplexer Flugzeugsysteme zuständig. Zu seinen Aufgaben zählten die Einstellung und Anpassung der Motorleistung in jeder bestimmten Flugphase, Kraftstoffzufuhr, fehlerfreie Funktionsweise solcher Systeme, wie Kompression, Klimatisierung, Hydraulik, Eis- und Regenschutz, Sauerstoffanlagen u.v.m. Flugingenieure führten auch Flugzeugkontrollen vor und nach dem Flug durch und stellten sicher, dass das Gewicht und der Schwerpunkt des Flugzeuges, um sicherzustellen, dass der Massenmittelpunkt des Flugzeuges richtig kalkuliert wurde.
Mit dem Aufkommen moderner und kleiner Flugzeugtechnik seit den 80er Jahren entfällt die Notwendigkeit eines Flugingenieurs an Bord. In den Luftfahrzeugen mit einem 2-mann-Cockpit überwachen Sensoren und Computer die Systeme automatisch. Wenn eine Fehlfunktion, eine Anomalie oder ein Notfall eintreten, erscheint dies auf der elektronischen Anzeigetafel und der Computer nimmt automatisch Korrekturmaßnahmen vor. Der eine Pilot steuert das Flugzeug, der andere behebt das Problem.

Purser

Ein Purser ist der ranghöchste Flugbegleiter an Bord eines Flugzeuges. Um diese Position zu erreichen, muss das Crew-Mitglied eine bestimmte Mindestdauer in der Tätigkeit als Flugbegleiter und eine Weiterbildung aufweisen. Purser bekommen in der Regel aufgrund von zusätzlicher Verantwortung und ihrer Managerrolle ein höheres Gehalt, als andere Flugbegleiter.
Ein Purser ist für das Kabinenpersonal verantwortlich. Auf besonders größeren Flugzeugen mit mehreren abgetrennten Sektionen kann es einen Purser für jede Sektion sowie einen Chief-Purser geben.

Flugbegleiter

→ Siehe Hauptartikel Flugbegleiter

Bodenpersonal

Viele Fluggesellschaften übertragen die Bodenabfertigungsdienste an Flughäfen, Drittanbieter oder sogar andere Fluggesellschaften. Nach den Angaben der Internationalen Lufttransportorganisation, den vorsichtigen Schätzungen zufolge werden mehr als 50 % der Bodenabfertigungsaufgaben auf den Flughäfen weltweit per Outsourcing erledigt. Unter Bodenabfertigung werden alle Abläufe zusammengefasst, die in der Zeit nach der Landung eines Flugzeuges in einem Flughafen und dem nächsten Flug stattfinden. Um die Turnaround-Zeit (die Zeit, in der sich das Flugzeug auf dem Boden befindet) zu minimieren, sind Schnelligkeit, Effizienz und Genauigkeit für die Arbeit der Bodenabfertigungsdienste wichtig.
Fluggesellschaften mit weniger häufigen Flügen oder weniger Ressourcen an einem bestimmten Ort beauftragen manchmal externe Bodenabfertiger oder stellen Flugzeugwartungsdienstleister anderer Luftfahrtunternehmen auf Abruf ein, da es eine billigere und kurzfristigere Alternative zur Einrichtung einer eigenen Bodenabfertigung oder Wartung ist.
Die Abfertigung der Passagiere kann sowohl von dem eigenen Personal der Fluggesellschaft, als auch von Mitarbeitern des Flughafens erfolgen.

Ramp Agent

Ein Ramp Agent ist ein der wichtigsten Akteure in der Vorbereitung des Flugzeuges zum Flug. Er kann sowohl ein Angestellter der Fluggesellschaft, aber auch des Flughafens sein.
Die Aufgabe des Ramp Agent besteht darin, die Abläufe nach der Landung und vor dem Start und Leistungen, die von anderen Anbietern erbracht werden (zum Beispiel Reinigung und [[Flugzeugessen | Catering]) zu beaufsichtigen und zu koordinieren. Darüber hinaus überwacht er das Boarding der Passagiere.
Bei seiner Arbeit hat der Ramp Agent auf die Einhaltung der Sicherheitsanforderungen der IATA, der im jeweiligen Land zuständigen Luftfahrtbehörde und der jeweiligen Fluggesellschaft zu achten. Darüber hinaus ist er verantwortlich für die Beladung des Gepäcks, die Betankung und stellt sicher, dass die damit verbundenen maximalen Belastungswerte und Höchstgewichte (zum Beispiel takeoff und landing weight – maximales Start- und Landegewicht) nicht überschritten werden.

Crew Resource Management

Crew Resource Management oder Cockpit Resource Management (CRM) ist eine Reihe von Schulungsmaßnahmen zur Vermeidung von menschlichen Fehlern mit fatalen Folgen. Die Schulungen finden primär zur Verbesserung der Flugsicherheit durchgeführt und beziehen sich schwerpunktmäßig auf Verbesserung der zwischenmenschlichen Kommunikation, Führung und Entscheidungsfindung im Cockpit. Unter Beibehaltung der Befehlshierarchie wurde das Konzept entwickelt, um weniger autoritäre Umgangskultur im Cockpit zu schaffen, damit Copiloten bei Fehlern des Flugkapitäns auch einschreiten könnten.

CRM-Schulungen umfassen ein breites Spektrum an Wissen und Fertigkeiten, einschließlich Kommunikation, Situationsbewusstsein, Problemlösung, Entscheidungsfindung, Teamarbeit und alle damit verbundenen Teildisziplinen. CRM kann als ein Managementsystem definiert werden, das die vorhandenen Ressourcen – Menschen, Maschinen und Verfahren auf optimale Weise ausnutzt, um die Sicherheit und die Effizienz zu steigern. Insbesondere wird viel Wert auf Umgangsformen innerhalb des Teams gelegt, wo die Richtigkeit der Entscheidungen und Handlungen von Vorgesetzten auch bei gegebenen Hierarchien auf respektvolle Art und Weise angezweifelt werden kann. Das System entstand aus der Erkenntnis, dass die Diskrepanz zwischen dem, was passiert und dem, was passieren sollte, der erste Indikator für einen auftretenden Fehler ist. Dies stellt für viele Organisationen, insbesondere die mit steilen, sehr konservativen Rangordnungen, ein Problem dar, sodass sowohl Vorgesetzte als auch ihre Angestellten richtige Kommunikationstechniken lernen müssen, um mit potenziellen Konfliktsituationen richtig umzugehen.
Stimmenaufzeichnungen aus dem Cockpit von mehreren verschiedenen Flugunfällen haben gezeigt, dass Copiloten und ggf. Flugingenieure es auf eine indirekte und ineffiziente Art und Weise versucht haben, kritische Information an den Flugkapitän heranzubringen. Der CRM-Experte Todd Bishop entwickelte eine Kommunikationstechnik, die in fünf einfachen Schritten das richtige Ziel erreicht:

  • Die Aufmerksamkeit der Person gewinnen, indem man Blickkontakt herstellt oder diese Person mit dem Namen bzw. Titel anspricht.
  • Das Anliegen in direkter Weise zum Ausdruck bringen und dabei die Emotionen unter Kontrolle behalten, z.B. „Ich mache mir Sorgen, dass wir nicht genug Treibstoff haben“.
  • Die eigene Sicht des Problems beschreiben, z.B. „Laut Anzeigen reicht der Treibstoff nur für weitere 40 Minuten aus“.
  • Eine Lösung vorschlagen, z.B.: „Wir sollten zum anderen Flughafen umleiten und tanken“.
  • Eine Zustimmung gewinnen.

Auch wenn diese Technik einfach aussieht, so ist die beschriebene Situation dennoch oft schwierig zu meistern, weil sie eine signifikante Änderung in persönlichen Gewohnheiten, zwischenmenschlicher Dynamik und Organisationskultur erforderlich macht.

Eine Variation des Crew Resource Managements ist Single-Pilot Resource Management. Das System ist auf den Flugbetrieb mit nur einem Piloten im Cockpit ausgelegt. Das Ziel des Trainings ist es, Piloten über ihre eigenen Belastungsgrenzen aufzuklären und darüber, wie die Effizienz innerhalb dieser Grenzen maximiert werden kann.

Wissenswertes

Die kostenlose Beförderung eines Flugbesatzungsmitgliedes einer Fluggesellschaft außerhalb seiner Arbeitszeit wird in der Luftfahrt als Deadheading bezeichnet. In den meisten Fällen wird es dann gemacht, wenn das Besatzungsmitglied erst zu dem Ort befördert werden muss, wo er seine Dienste wieder annimmt.
Eine der Nebenleistungen, die die Luftfahrtindustrie ihren Mitarbeitern bietet, sind kostenlose oder verbilligte Reisen. Personalreisen sind eine beliebte Motivations- und Bindungsstrategie der Fluggesellschaften. Auf der anderen Seite werden für Personalreisen selten feste Sitzlätze zugewiesen, insbesondere wenn die Beförderung unentgeltlich erfolgt. Das bedeutet, dass der Mitarbeiter in der letzten Minute auf dem Boden bleiben kann, wenn der Flug voll ist und zahlende Fluggäste Priorität erhalten. Um wieder zurück zu ihrem Heimatflughafen zu gelangen, müssen Angestellten dann Flugtickets zum vollen Preis kaufen, denn die meisten Fluggesellschaften haben strikte Regeln bezüglich der Inanspruchnahme von privilegierten Reisen. Die Mitarbeiter müssen in jedem Fall ihre nächste Schicht antreten, andernfalls kann dies Konsequenzen bis hin zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses führen.
Große Fluggesellschaften können separate Personalreiseabteilungen bilden, welche sowohl Urlaubs- als auch Geschäftsreisen des Personals regeln.

Siehe auch

Urteile und Rechtsprechung